Dienstag, 7. April 2009

Die doppelte Verneinung

In der modernen deutschen Standardsprache gilt das Auftreten von zwei Verneinungen in einem Satz nicht als Verstärkung der Verneinung. Die beiden Verneinungen heben einander auf:

Ich habe nie keine Beschwerden.
=
Ich habe immer irgendwelche Beschwerden.
nicht = Ich habe nie irgendwelche Beschwerden.

Ich kann die Schlüssel niemals nirgendwo finden.
=
Ich kann die Schlüssel immer irgendwo finden.
nicht = Ich kann die Schlüssel niemals irgendwo finden.

Niemand hat die Einladung nicht angenommen.
=
Alle haben die Einladung angenommen .
nicht = Niemand hat die Einladung angenommen .

Er hat euch nicht für nichts gewarnt.
= Er hat euch für etwas (besser: aus gutem Grund) gewarnt.

Relativ häufig kommt eine mit der doppelten Verneinung verwandte Kombination vor. Sie besteht aus dem Negationswort nicht und einem Wort mit negativer Bedeutung. Solche Kombinationen haben die Bedeutung einer vorsichtigen Bejahung:

Ich tue das nicht ungern.
= Ich tue das recht gern.

Er sieht nicht schlecht aus.
= Er sieht ziemlich gut aus.

Sie verfolgte das Gespräch nicht ohne Interesse.
= Sie verfolgte das Gespräch mit einigem Interesse.

Eine besondere Art der doppelten Verneinung sind Kombinationen von einem verneinten Hauptsatz und einem mit nicht verneinten, mit bevor, ehe oder bis eingeleiteten Nebensatz. Der Nebensatz ist eher ein Bedingungsatz als ein Temporalsatz:

Ich bezahle nichts, bevor ich nicht eine detaillierte Abrechnung erhalte.
= Ich bezahle erst, wenn ich eine detaillierte Abrechnung erhalte.

Siehe Temporalsatz, Verneint mit konditionaler Bedeutung: bevor, ehe, bis.


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